Der NRW Radtourenplaner des Verkehrsministeriums gehört zu den beliebtesten Angeboten, wenn es um Themenrouten und Fahrradwege geht. Doch leider hapert es regional in vielen Kommunen noch mit dem Radverkehr, beklagt der ADFC.
Auf dem Fahrrad fühlen sich viele nicht sicher
In regelmäßigen Abständen erhebt das Bundesverkehrsministerium den sogenannten Fahrrad-Monitor. Zuletzt wurde die statistische Erhebung 2017 aktualisiert. Sie entsteht in Zusammenarbeit mit dem unabhängigen Marktforschungsinstitut SINUS und umfasst Fragen an 3.000 Personen, die repräsentativ ausgewählt wurden. Die Erhebung ist Teil der Förderung durch das BMVI im Rahmen des Nationalen Plans für den Radverkehr. Unter anderem umfasst der Fahrrad-Monitor Ergebnisse zu Fragen über die generelle Nutzung von Verkehrsmitteln, Wege zur Arbeitsstelle bzw. Schule/Universität oder Sicherheit und Klimaschutz.
Demnach nutzt zwar gut ein Drittel (34 %) aller Bundesbürger regelmäßig ein Fahrrad, doch knapp die Hälfte der Radfahrer fühlt sich auf den Straßen nicht sicher. Weitgehend einig sind sich die Befragten mit einer Mehrheit von 87 % darüber, dass die Politik dem Radverkehr zu wenig Aufmerksamkeit widmet. Damit stimmen sie mit der schon seit Jahren vertretenen Ansicht des Allgemeinen Deutschen Fahrrad Clubs (ADFC) überein.
Dessen Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork beklagt, dass die Verkehrspolitik in Deutschland in den vergangenen 20 Jahren „auf die falschen Pferde“ gesetzt habe. Problematisch sei vor allem, dass der Radverkehr regelmäßig an die Ränder der viel befahrenen Straßen verbannt werde, weil dem Autoverkehr kein Platz weggenommen werden solle. Auch die schmalen und oft holprigen Fahrradwege am Bordstein seien ein Problem, so Stork..
Kein Wunder, dass 85 Prozent der Befragten im Fahrrad-Monitor angeben, dass sie sich im sogenannten Mischverkehr nicht sicher fühlen. Mehr separate Radwege und ein regional und überregional abgestimmter Radverkehrsplan sind nach Ansicht von Experten unverzichtbar. Nicht nur die Radfahrer fühlen sich unsicher – auch die Fußgänger werden vom Mischverkehr (aus ihrer Sicht die Mischung aus Radweg und Gehweg) verunsichert.
Die Befragten sprechen sich im Fahrrad-Monitor mehrheitlich für folgende Maßnahmen aus:
- Bau der Fahrradwege forcieren: 63 %
- sichere Trennung von Rad- und Fußwegen: (55 %)
- sichere Abstellbereiche für Fahrräder schaffen: (55 %)
Das beste Sicherheitsgefühl vermitteln der Umfrage zufolge:
- der Bau selbstständiger Fahrradwege, die abseits vom Verkehr geführt werden: (61 %)
- baulich von der Fahrbahn getrennte Fahrradwege: (46 %)
Video: Schöne Strecken mit dem Rad in NRW
Kann der NRW Radtourenplaner die Lage regional entschärfen?
Der Bau hinreichender Radverkehrswege ist sicher der wichtigste Aspekt. Doch die besten Fahrradwege nützen wenig, wenn die Radfahrer sie nicht nutzen. Ob im Alltagsverkehr oder bei Ausflügen in der Freizeit; die Zahl der Gelegenheitsfahrer, die über neue oder modernisierte Radschnellwege oder schöne Touren für die Ausflugsfahrt nicht Bescheid wissen, nimmt zu. Dadurch versäumen sie nicht nur die oft sehr ansprechenden Themenrouten, sondern setzen sich auch größeren Gefahren aus, wenn sie beispielsweise statt sicherer Radwege die unsichere Landstraße nutzen.
Der NRW Radtourenplaner soll Abhilfe schaffen und als universelles Planungstool den Nutzern schon zuhause dabei helfen, ansprechende und abwechslungsreiche Touren zu finden. Das lange Zeit nur im Internet verfügbare Angebot hat seinen Weg mittlerweile auch auf das Smartphone gefunden und ist als App für Android und iPhone verfügbar. Obwohl Angebote der öffentlichen Hand in diesem Bereich oft zu Wünschen übrig lassen, ist der Radtourenplaner des Landesverkehrsministeriums Nordrhein-Westfalen bei den Nutzern sehr beliebt.
Ähnlich wie bei den meisten Auto-Routenplanern kann man Start- und Zielpunkt eingeben und dann seine verschiedenen Optionen für die jeweiligen Routen auswählen. Doch das Interface kann noch mehr. Besonders auf örtliche Spezialitäten abgestimmt ist der Unterpunkt Regional, während Routen über einen anderen Menüpunkt unter die Lupe genommen werden können. Unter Sehenswertes findet der Nutzer Tipps und Hinweise zu Sehenswürdigkeiten, die nicht jedem auf dem ersten Blick auffallen würden.
Wichtig für die alltägliche Nutzung (aber natürlich auch im Urlaub) ist die Option für Bike and Ride, die Möglichkeiten zur Fahrradmitnahme im Zug oder dem sicheren Abstellen am Bahnhof anzeigt. Alles in allem bietet der Radtourenplaner also eine große Vielfalt an Einstellungs- und Informationsmöglichkeiten, die viele kommerzielle Radtourenplaner insbesondere regional oft vermissen lassen.
In Deutschland ist Nordrhein-Westfalen mit diesem Angebot übrigens nicht alleine, denn auch andere Bundesländer bieten eigene Radtourenplaner an, die allerdings nicht immer dem gleichen hohen Standard entsprechen. Bevor man ein kostenpflichtiges Angebot aus dem Appstore nutzt, sollte man jedoch durchaus einen Blick auf den NRW Radtourenplaner werfen.
Video: 100 Schlösser Route
Viele Themenrouten sind im NRW Radtourenplaner zu finden
Für Urlauber und Hobbyradler sind themenbezogene Radrouten besonders interessant, die bestimmte Wege vorgeben, aber bei Bedarf auch modifiziert werden können. Im Radtourenplaner NRW gibt es eine eigene Rubrik für Themenradrouten, die verschiedenen Ansprüchen genügt und sowohl für Anfänger als auch für Profiradler eine Menge Abwechslung in allen Schwierigkeitsstufen bieten. Was bei Wanderern schon seit jeher üblich ist, wurde beim Angebot für Radfahrer in Deutschland häufig vernachlässigt.
Auch Tipps, wie man mit dem Fahrrad am besten zu großen Events kommt und welche Radwege zu den Veranstaltungen führen, lassen sich im Radtourenplaner finden. Gerade bei den Veranstaltungen ist natürlich zu beachten, dass diese häufig an feste Termine bzw. Jahreszeiten gebunden sind. Für die üblichen Zeiten, zu denen besonders viel Radverkehr zu erwarten ist, gibt es einige sehr schöne Routen zu entdecken.
Ein paar Beispiele für themenbezogene Radrouten, die der Radtourenplaner für NRW bietet:
- 100 Schlösser Route – quer durch die Parklandschaft des Münsterlandes
- 3 Flüsse Route – Wiesen und Wasser, Dörfer und Schlösser
- 8-er de grens – Die Grenzregion zwischen Deutschland und den Niederlanden erkunden
- Agger-Sülz-Radweg – sehr gut ausgebaute und in beide Richtungen beschilderte Radwege
- Ahr-Radweg – Den Fluss Ahr von der Quelle bis zur Mündung erleben
Diese Liste ist damit längst noch nicht komplett, denn es gibt zahlreiche weitere Themenrouten, die es zu entdecken gilt. Im NRW Radtourenplaner finden sich zu jeder dieser Routen interessante und umfangreiche Informationen sowie die entsprechenden Karten. Ein Download des GPS-Tracks für die Radrouten und Veranstaltungen ist in der Regel auch verfügbar. Sogar Teilbereiche lassen sich im Routenplaner NRW als GPS-Track erzeugen und im .gpx-Format exportieren.
Wer ohne GPS unterwegs ist, kann natürlich auch ganz klassisch die jeweilige Route auf Papier ausdrucken. Der ADFC bietet darüber hinaus für NRW und andere Bundesländer weitere digitale Karten für Routenplaner zum Download an, die speziell mit den bei Radfahrern verbreitet genutzten Garmin-Navigationsgeräten kompatibel sind. Diese Karten sind in der Regel kostenlos bei den jeweiligen Anbietern verfügbar.
Video: Agger Sülz Radweg
Wie funktioniert der Radtourenplaner NRW im Detail?
Als App lässt sich der Radtourenplaner NRW unter dem Namen „Radroutenplaner NRW mobil“ finden und bietet Funktionalität für alle Radwege in Nordrhein-Westfalen. Die Nutzung ist intuitiv gehalten und entspricht den üblichen Merkmalen, die man von Auto-Routenplanern gewohnt ist. Anders als die Auto-Varianten werden aber nur offizielle Radwege bzw. offiziell für den Fahrradverkehr freigegebene Straßen angezeigt.
Die vordefinierten Touren erleichtern den Einstieg, wenn man weder Lust noch Zeit oder Erfahrung damit hat, eigene Touren zu erstellen. Der Radtourenplaner NRW versteht sich dabei nicht als Navigations-App, sondern eben primär als Tourenplaner. Eine Ansage der Richtung erfolgt beispielsweise nicht, man muss während der Fahrt die Karte im Auge behalten. Allerdings wird die aktuelle Position auf der Karte auf Wunsch angezeigt, was die Orientierung im Vergleich zur Papierkarte deutlich erleichtert.
Die dauerhafte Positionsbestimmung verbraucht natürlich mehr Strom, da das Smartphone dann ständig aktiv ist. Sollte man keine externe Lademöglichkeit (z. B. Powerbank) mitführen, kann man die Positionsbestimmung auch nur zeitweise aktivieren (z. B. für einen begrenzten Zeitraum von 10 Minuten). Das erleichtert die Navigation im Radverkehrsplan an Stellen, an denen man sich sonst leicht verfahren würde, während man auf eindeutig identifizierten Strecken auf die dauerhafte Positionsbestimmung verzichten kann.
Für das Akku-Management ein guter Kompromiss, der von den Machern der App durch entsprechende Funktionalität berücksichtigt wird. Die App kann allerdings nicht offline genutzt werden, erfordert also eine aktive Mobilfunkverbindung, um während der Tour Kartenmaterial herunterzuladen. Man sollte die NRW Radtourenplaner App nicht ohne eine entsprechende Daten-Flatrate bzw. ohne ein ausreichendes Datenvolumen nutzen, um hohe Kosten zu vermeiden.
Insgesamt umfasst der Radverkehrsplan NRW rund 13.800 km Strecken, die explizit als Fahrradwege oder für Radfahrer nutzbare Straßen ausgewiesen sind. Das Radverkehrsnetz in NRW verfügt über eine einheitliche Kennzeichnung durch Wegweiser für den Radverkehr und verbindet alle Städte und Kommunen des Bundeslandes. Die touristische Attraktivität der Radtourenplaner wird durch die vielen Themenrouten erhöht, die nicht nur regional, sondern auch überregional und zum Teil grenzübergreifend verfügbar sind.
Video: Radtour ? – Rund um Bochum
Fazit: Der NRW Radtourenplaner bietet umfangreiche Informationen, ist aber keine Navigations-App
Offline kann man den Radtourenplaner des Landes NRW am Computer schon lange nutzen, um sich Kartenmaterial auszudrucken, das den örtlichen Radverkehrsplan zeigt, sowie Routeninfos über GPS-Formate zu exportieren oder Touren zu Veranstaltungen zu planen. Die seit einiger Zeit für iPhone und Android erhältliche App rundet das Angebot zeitgemäß für Nutzer von Smartphones ab. Die App verfügt über die gleiche Funktionalität wie die Desktop-Seite, was die Planung von Themenrouten angeht.
Darüber hinaus gibt es viele Zusatzinfos und die Möglichkeit, den aktuellen Standort angezeigt zu bekommen. Dies ist allerdings nicht an eine Ansage gekoppelt, wie man sie vom Navigationsgerät im Auto her kennt. Um Daten (und somit Mobilfunkkosten) zu sparen, sollte man die Positionsbestimmung nur bei Bedarf bzw. mit Zeitbegrenzung durchführen. Auf einer längeren Tour muss man in der Regel auch nicht ständig wissen, wo man sich exakt befindet.
Für unübersichtliche Kreuzungen oder andere Situationen ist die Funktion jedoch hilfreich. Insgesamt werden sich Radtourenplaner in NRW und anderen Bundesländer immer daran messen lassen müssen, wie sie im Vergleich zur kommerziellen Konkurrenz abschneiden. In dieser Hinsicht schlägt sich das Produkt des Verkehrsministeriums von Nordrhein-Westfalen aber bemerkenswert gut und wird auch vom ADFC zur Nutzung empfohlen.
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